Gestern Abend hatte ich erneut Kolleg*innen zu einer Videokonferenz zum Thema “Online-Unterricht – wie kann es gut laufen?” eingeladen. Es war schön, sich zu sehen, intensiv zu diskutieren und auszutauschen.Wir nutzen für die Videokonferenz BigBlueButton, das über die HPI-Schul-Cloud zur Verfügung steht. In dieses Tool ist ein Etherpad integriert, in welches wir fleißig reinschrieben. Ergebnissicherung und so – ihr kennt das. Nach 1,5 Stunden waren wir fertig. “Ich ergänze noch das Etherpad um ein paar Links, speichere es und schicke es euch dann per Mail” sagte ich zum Schluss der Session. Blieb noch online, die anderen meldeten sich ab.
Aber dann – so schnell konnte ich gar nicht speichern – flog ich ebenfalls raus. Alles Aufgeschriebene war weg. Jeder Versuch, noch an das Etherpad zu kommen, scheiterte. Ich hatte eine riesige Wut und konnte mich nur schwer zurückhalten nicht laut loszubrüllen. In mir drin brodelte es – aber ich fand in diesem Moment kein Ventil für meine Gedanken und Emotionen.
Auch nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen hatte, ärgerte ich mich immer noch über diese mangelhafte Programmierung und Usability. Beschloss zukünftig nie wieder dieses integrierte Etherpad zu nutzen. Im Rückblick auf unseren Austausch wurden mir auch viele Dinge bewusst, die mich seit der Schulschließung Mitte März aufgrund von Corona ebenfalls nervten und frustrierten:
- die Entwicklung von Kenntnissen zur Gestaltung von Distance Learning liegt allein bei mir, ich fühle mich allein gelassen
- die häufige Nicht-Verfügbarkeit der HPI-Schul-Cloud bedeutet, dass wertvolle Zeit verloren geht, um auf ein funktionierendes Tool zu wechseln
- zu den wöchentlichen Online-Treffen sind nur ca. 40 bis 60% der Schüler*innen eines Kurses anwesend, und ich weiß nicht, wie ich die anderen erreichen kann.
Dann suchte ich einen Weg, wie ich meine Energie anderweitig, druckvermindernd, also positiv einsetzen kann. Mir fiel der Pianist Igor Levit ein. Er hatte Mitte März einfach beschlossen, sein Klavierspiel als Hauskonzert live zu streamen. Sehr viele der 52 Events hatte ich live via Twitter verfolgt. Es waren wunderbare Momente, oft hörte ich das einzelne Konzert mehrmals an. Seine Worte, seine Musik berührten mich und machten mir Mut für die Herausforderung trotz Schulschließung online zu unterrichten. Nur – wie könnte eine Aktion meinerseits aussehen?

Seit Monaten – oder sind es schon Jahre? – tue ich mir schwer damit, Blogbeiträge zu schreiben. Vielleicht liegt es am Hang zum Perfektionismus, an mangelder Übung oder was auch immer. Egal. Ich beschloss, dass ich bis zum Beginn der hessischen Sommerferien 30 Artikel schreibe – ganz gleich, wie lang oder kurz oder perfektioniert oder eben nicht sie sein würden. Punkt. Im schlimmsten Fall werden es nur 10 Artikel. Im besten Fall werde ich ab Juli wesentlich schneller einen Text schreiben können.
Von Julie Deane, einer britischen Unternehmerin, die im Jahr 2008 mit nur 600 Pfund die “Cambridge Satchell Company” gründete, soll das Zitat stammen:
Es ist gut zu wissen,
dass man eigentlich alles machen kann.
Man muss nur damit anfangen
Ein bisschen aufgeregt bin ichon schon, ob und wie sich mein Vorhaben umsetzen lässt. Ja, spannend werden die nächsten fünf Wochen auch. Wenn jemand Empfehlungen hat – schreibt mir, ich bin dankbar für guten Rat.
Barbara Braun
30 Mai 2020Toll, dass du aus ein frustrierendes Erlebnis zum Anlass nimmst um produktiv zu werden. Ich habe den Artikel mit Interesse gelesen und da wir auch BBB einsetzen auch mit Interesse – glücklicherweise läuft es bei uns stabil, bis auf Audio manchmal….Freu mich auf mehr
*war übrigens der zweite Versuch, mein Kommentar war weg nachdem ich den Cookies akzeptieren Button geklickt habe, der erscheint wenn man die Checkbox anhakt
C. Skupsch
30 Mai 2020Danke für die Rückmeldung zum Artikel. Wie Cookies und Kommentare zusammenhängen muss ich noch herausfinden.
Heiko Idensen
30 Mai 2020Wir als außerschulische Bildungseinrichtung benutzen auch BigBlueButton, günstig und nachhaltig gehostet von den Teckids e.V.
Da ich selbst die Konferenzen starte,
habe ich natürlich auch die Kontrolle darüber, wann sie beendet wird …
… das ist sicherlich zu klären …
Ich finde das eingebaute Pad auch klasse und habe es anfangs auch zur Dokunentation als gemeinsamer Mitschrieb benutzt …
… es dann am Ende kopiert in ein anderes stabiles Dokument, das Jenseits der einzelnen Sitzungen bestehen bleibt …
Aber zur Vereinfachung poste ich jetzt dort gleich einen Link zu einem gemeinsam bearbeitbaren Dokument, in das alle gleich hineinschreiben, das einfach parallel in einem anderen Browsertab geöffnet ist.
Das kann einfach ein Etherpad oder Only-Office Dokument.. sein – oder was in den jeweiligen Umgebungen zur Verfügung steht 🙂
Hier meine Beratungstunden zur Info:
Herzliche Grüße, Heiko Idensen
https://www.kinderkultur-stadt-hannover.de/bildwelten/digitale-welten/onlinesprechstunde
C. Skupsch
30 Mai 2020Danke für die Infos, so habe ich das nun auch beschlossen: ein externes Etherpad steht vor und nach einer Videokonferenz noch zur Verfügung. Und: die Online-Sprechstunde ist ein schönes Angebot, gute Idee.